VR-Tour durch die Hohlefels – Höhle
UNESCO Weltkulturerbe in 360°: Panorama-Fotografie vom Fundort der „Venus vom Hohlefels“
Die Karsthöhle „Hohler Fels“ ist als Fundort von Paläolithischen Figuren UNESCO Weltkulturerbe. Bedeutenstes Fundstück ist die 35 bis 40.000 Jahre alte Venus vom Hohlefels, der ältesten Menschendarstellung der Welt. Meine Virtual Reality-Tour zeigt in 15 Panorama-Aufnahmen detailliert die gesamte Höhle und den genauen Fundort der Venus vom Hohlefels in der Aurignacien-Schicht ca. 3 Meter unter dem gegenwärtigen Bodenniveau.
Fruchtbarkeits-Amulett
Die knapp 6 cm große Venus vom Hohlefels eine aus Mammut-Elfenbein geschnitzte Frauendarstellung mit „bewusster Überhöhung der sexuellen Merkmale“. Für Grabungsleiter Prof. Nicholas J. Conard besteht kein Zweifel, dass die überdimensionierte Ausformung von Brüsten, Bauch und Genitalien für eine symbolische Darstellung im Sinne eines Fruchtbarkeits-Amuletts sprechen.
„Prehistoric Pin-Up“
Ganz gegenteilig kommentiert der Britische Archäologe Sir Paul Mellars die Figur in der renommierten Wissenschaftszeitschrift Nature: „Die Figur ist die Darstellung einer Frau mit expliziter und unverhohlener Überbetonung sexueller Merkmale (große, vervorstehende Brüste, stark vergrößerte und explizite Vulva, angeschwollener Bauch und Schenkel), die nach Standards des 21. Jahrhunderts am Rande der Pornografie gesehen werden kann“. Das Video über den bedeutenden Fund titelte Nature gar mit Prehistoric Pin-Up.
„Die älteste Frauendarstellung der Welt“
Staatsministerin Prof. Dr. Maria Böhmer, Sonderbeauftrage des Auswärtigen Amts für das UNESCO-Welterbe, sagte bei Ihrem Besuch der Höhle im August 2017: „Diese frühesten Zeugnisse der Menschheitsgeschichte sind atemberaubend: Hier wurden nicht nur die ‚Venus vom Hohle Fels‘, die älteste Frauendarstellung der Welt, gefunden, sondern auch zahlreiche weitere Kunstwerke und mehrere Musikinstrumente. Die Funde sind Zeugnisse des ersten, großen Kultursprungs des Menschen“.
„Der Ort, an dem die Kunst geboren wurde“
Der Hohle Fels liegt auf der Schwäbischen Alb im Achtal etwa einen Kilometer östlich des Stadtkerns von Schelklingen. Seit dem 19. Jahrhundert ist sie einer der bedeutendsten archäologischen Fundplätze des Jungpaläolithikums in Mitteleuropa. Die Höhle ist eine vom Wasser der Ur-Donau ausgespülte Karstgrotte, deren Haupthalle mit 500 qm Grundfläche und einem Volumen von 6.000 Kubikmetern kathedralenartige Dimensionen hat. Das ganze Jahr über herrschen hier Temperaturen von 8 – 10 °C. Ideale Bedingungen für eine Fledermaus-Kolonie, die hier zu überwintern pflegt. Ein idealer Unterschlupf war sie auch für den Winterschlaf des Höhlenbären der letzten Kaltzeit (115.000 – 10.000 Jahr vor unserer Zeit). Und er muss der perfekte Wohnraum gewesen sein für unsere eigenen Vorfahren vor 40.000 Jahren: den Cro-Magnon-Schwaben.
„Eine gute Zeit mit solider Nahrungsgrundlage“
Die Schwäbische Alb und das Urtal der Donau waren auch zu jener Zeit keine Einöde, erklärt Kurt Wehrberger, Kurator für Archäologie am Museum Ulm, in der Zeit. Eine westsibirische Tundra. Baumloses Grasland, Büsche und der Talboden acht Meter unterhalb des Höhleneinganges. Auf den Hochflächen ästen Rentiere und Pferde, an den Hängen Gemsen und in tieferen Lagen Mammute und Hirsche: „Klimatisch..“, so Wehrberger, „eine gute Zeit mit solider Nahrungsgrundlage“. Es gab tierisches Eiweiß und gesammelte Beeren und Knollen. Und am warmen Feuer – mangels Baumbestands wurden markreiche Tierknochen verbrannt (man stelle sich den Gestank vor!!) – war Raum für Muße aufgekommen. Mit Steinsplittern beschnitzte man hartes Elfenbein vom Mammut. In konzentrierter Arbeit von vielen, vielen Stunden entstanden Kleinode mit expressiven Formen aber minutiösen Details im Submillimeter-Bereich.
„Man kann nicht davon ausgehen, dass es etwas, was nicht da ist, nicht gegeben hat“
Bekannt sind rund 80.000 Jahre alte geometrische Ornamente aus Südafrika, die symbolisches Denken belegen. Doch weltweit wurde bisher kein früheres Beispiel für figürliche Kunst gefunden, als hier auf der Schwäbischen Alb, im Hohlen Fels. Auch das älteste bekannte Musikinstrument der Welt, eine Flöte aus dem Knochen eines Gänsegeiers, wurde genau hier gefunden.
Gerade die Perfektion der hier gefundenen Kunstwerke beweist aber, dass es sich nicht um genialische erste Versuche handelt. Die jeweiligen Künstler hatten ihre Fingerfertigkeit mit Sicherheit an zahllosen Stücken weniger störrischen und wertvollen Materials trainiert, bevor sie sich an Knochen und Elfenbein wagten. Möglich, dass Schnitztraditionen über Generationen weiter gegeben wurden und Designs sich langsam entwickelten. Kurator Wehrberger vermutet, dass alle bis heute überlieferten Objekte keine Einzelstücke waren, sondern Hunderte oder gar Tausende Male angefertigt wurden – in Lehm, der lange zerbröselte oder Holz, das verfaulte. Nur das Elfenbein überdauerte.